Nachtrag zu den rechtlichen ‘Gepflogenheiten’ in diesem Land.
Wie häufig in der ‘Dritten Welt’ stellen Korruption und Vetternwirtschaft und von Politikern geschürte ‘Stammesfehden’ wesentliche Hindernisse für die gedeihliche Entwicklung dieser Länder dar. Es gibt nämlich auch Länder, in denen die gleichen Volksgruppen friedlich nebeneinander leben. Kenia ist dabei ein unrühmliches Beispiel. Kibera und Mathare sind die beiden größten Slums in Nairobi. ‘Säuberlich’ getrennt wohnen in Kibera nur Kikuyu (ca. 1,2 Mio.), in Mathare nur Luo (ca. 500.000). Diese (armen) Menschen werden bei Bedarf, z.B. Wahlen, von den entsprechenden Politikern mobilisiert.
Mir waren – verwundert – solche Schilder an Grundstücken aufgefallen und ich habe vor ein paar Tagen auch den Hintergrund dafür erfahren.
‘Landrapping’ ist das Verkaufen von Grundstücken, die einem gar nicht gehören. Dazu werden in großem Stil Grundbücher mit der Hilfe von Behörden und der Justiz auf den eigenen Besitz gefälscht und diese Grundstücke dann verkauft. Nur ca. 1/3 der Grundstücksver/käufe sollen mit rechten Dingen zugehen. So konnte das von einem Spitzenpolitiker unterstützte Landrapping eines Investors nicht durch die Justiz, sondern nur durch die persönliche Bekanntschaft mit einem anderen, höheren Spitzenpolitiker rückgängig gemacht werden.
Regen, Regen, Regen: heute hat es mal wieder so geschüttet, dass wir nicht auf der gewohnten Straße aus ‘unserem’ Mathare-Valley herauskamen. Die ‘Haupt’strasse war in kürzester Zeit ein reifentiefer Fluss geworden, in dem man die Auswaschungen nicht sehen konnte. (In anderen Landesteilen hat es sogar LKWs von der Strasse gespült.) Nachdem hier ein Bus und ein Minibus stecken geblieben waren – die unter Zeitdruck stehenden Busfahrer müssen alles versuchen, um ‘schnell’ weiter zu kommen – hat Charles, unser Fahrer, nach langem Umweg und abenteuerlichen Holperstrecken aus Mathare herausgefunden. Viele unserer Mitarbeiter stammen aus/wohnen in Mathare und kennen sich aus; kennen natürlich auch die Lebensbedingungen unserer Patienten.
Dieses Wetter – eigentlich kommt die Regenzeit erst später – macht einen trübsinnig. Aber im Vorbeifahren sehen wir die kleinen und engen Hütten, aus und unter denen die Wassermassen herausstürzen. Ich kann/mag mir nicht vorstellen, wie diese Menschen, unsere Patienten, es dort und mit ihren Kindern aushalten können; wir sitzen schließlich im Trockenen und haben Wasser und Strom.
Der Heimweg