Nach einem ruhigen Wochenende, an dem Burkhart, alterfahrener Internist aus Nordhorn, eingetroffen ist,
haben wir einmal andere Facetten von Nairobi gesehen, in die unsere Slumpatienten nie kommen. Mittagessen im noblen, ehemaligen Traditionshotel “The Norfolk”, in dem schon Karen Blixen “East Of Africa” (nur in Deutschland: Tanja Blixen) gespeist hat.
Nairobi ist eine kunst- und kulturreiche Stadt, gerade was aktuelle Kunst afrikanischer Künster betrifft, hier in der CircleArtAgency
Bei solchen Gelegenheiten wird einem die Diskrepanz zwischen unserem Arbeitsalltag und unseren üblichen Lebensgewohnheiten bewusst und man muss damit fertig werden.
Am Sonntag haben wir einen Gospel-Gottesdienst besucht und sind dabei promt in eine andere Gemeinde, als geplant, geraten (4 Etagen = 4 Gemeinden in einem Betonhaus, eine lauter als die andere)
Für uns nüchterne Europäer beeindruckend, mit welcher Inbrunst (und Lautstärke) gesungen und gebetet und mit welcher Heftigkeit gepredigt wird. Beim abschließenden Smalltalk bat man mich, ich solle doch nächstes Jahr wiederkommen. Als ich antwortete, das hinge von den German Doctors ab, wollte man für mich beten!
Die letzte Woche ist angebrochen. Und wie von früheren Einsätzen bekannt, stellt sich auch schon wieder die gewisse Wehmut ein.
Eine Patientin, die mich heute tief beeindruckt hat, war ein 14-jähriges Mädchen, das von seiner Mutter auf den Armen hereingetragen wurde und dessen Arm so merkwürdig abnorm herunterbaumelte. Es war im Alter von 3 Jahren (ungeimpft) an einer Meningitis (Hirnhautentzündung) erkrankt und ist seitdem an Armen und Beinen mit Kontrakturen gelähmt. Aufgrund dieser Situation dürfte ein erheblicher Knochenschwund (Osteoporose) vorliegen, sodass heute morgen beim Anziehen der Oberarm gebrochen war. Solche Konstellationen können wir nur ins Krankenhaus weiterleiten. Das Beeindruckende für mich waren die liebevolle Interaktion zwischen Mutter und Tochter, die noch weitere (gesunde) Geschwister hat, die Fürsorglichkeit und wie gut das Kind trotz Inkontinenz gepflegt war. Ich hoffe, es ist im Krankenhaus aufgenommen worden.
Wenig Hoffnung habe ich für das 1-jährige Kind mit 3 (drei) Kilogramm Gewicht.