16. Oktober 2021

… man kommt zu nix. Wahrscheinlich geht’s wie bei letzten Mal, dass ich erst beim Warten auf den Flieger zum Schreiben komme.

Wie sieht der Tagesablauf aus:
um 6:10 Uhr klingelt der Wecker.Um 7:00 Uhr treffen wir uns zum Frühstück, wo es neben dem obligaten – immerhin grauen – Toast und Obstsalat  alle Arten von selbst organisiertem Müsli gibt. Um 7:30 Uhr sollte unser Driver Charles uns nach Baraka bringen; kommt meistens nicht pünktlich (ach, wir Deutschen!), und es war schwer, ihm klar zu machen, dass ein moderner Dieselmotor nicht 1/4 Stunde warmlaufen muss.

Durch eine geänderte Verkehrsführung* kommen wir dann doch gegen 8:00 Uhr an, wo eigentlich die Sprechstunden beginnen sollten.

* die Kenianer sind genial effektiv, was Verkehrsleitungen betrifft: vier Spuren je Richtung schnelle – aber manchmal verstopfte – Haupt-Einfalls- bzw. Ausfallsstraße (die Sonderspuren für Politiker hab’ ich nicht mehr gesehen), zwei separate Ein- und Ausfahrt-Spuren mit Ein- und Ausfädelung von nur 50 Metern, daneben zwei Nahverkehrsspuren auf denen der gesamte ‘öffentliche Nahverkehr’ stattfindet, das heißt, hier halten die bunten Busse, die Matatus (Kleinbusse) und die BodaBodas (Motorräder) auf der lautstarken Suche nach Fahrgästen, alle fahren wie die ‘Henker’, und schließlich eine Spur für Fahrräder, die aber auch gerne entgegen der Verkehrsrichtung von den BodaBodas benutzt werden.  Neu sind die vielen Fußgängerbrücken; so müssen die Fußgänger nicht mehr wie früher über alle Spuren hetzen.
Irgendwie klappt das trotzdem, wobei die (meisten) Kenianer diziplinierter fahren als ich das in Indien erlebt habe. Die meisten Auto haben mehr oder weniger Beulen, aber eigenartigerweise habe ich zwar liegengebliebene Autos, aber keine Unfälle gesehen

 

     

Eigentlich könnten jetzt die Sprechstunden beginnen, aber erst müssen die Patienten registriert werden, ihren Obulus bezahlen – wenn sie können, Kinder sind frei -, dann werden sie ‘triagiert’, das heißt den einzelnen Behandlern (Ärzten, Clinical Officers) zugeordnet. Außerdem finden außer dienstags die Besprechungen und Fortbildungen statt.

Die Sprechstunden gehen mit Teepause bis 13 Uhr und von 14 Uhr bis Ende, um 17 Uhr sollten wir alle fertig sein, denn die MitarbeiterInnen und wir sollen wegen der Gefährdung nicht im Dunkeln nach Hause kommen. Die Sonne geht um Viertel nach sechs ratz-fatz unter – eine schöne lange Dämmerung wie bei uns gibt es am Äquator nicht – und dann ist es zappenduster.
Den Weg hinauf nach Balozi am Survey of Kenya (Geheimdienst) vorbei (wehe, einer zückt eine Kamera; in Kenia ist alles was staatlich ist, zu fotografieren verboten, und hat schon zur Verhaftung eines Kollegen geführt) gehen wir meist zu Fuß, manchmal noch zum Supermarkt für die Einkäufe. Hier gibt es alles, auch Gummibärchen eines deutschen Herstellers, der Kinder und Erwachsene erfreut, die allerdings in der Türkei produziert werden (ich hab’ keinen Vergleichstest gemacht).  Vorbei an den Schlafbäumen der Marabus, die abends von den Müllhalden majestätisch herbeigesegelt kommen (Vorsicht, denn die Schlafbäume stehen auch schon wieder auf Militärgelände und die Mauer mit dem Piepmatz auch).

 
Zu Hause finden wir vor: die Betten gemacht, die Wäsche gewaschen, geputzt (macht Palessia) und schmackhaft gekocht (macht Stella). Für Unternehmungen bleibt dann kaum Zeit, und wenn man nach dem Abendessen noch zusammensitzt und klönt oder etwas Medizinisches nachlesen will, ist der Tag rum. Ab 22 Uhr ist eh’ Ausgangssperre.

So, das erklärt vielleicht, warum ich trotz der vielen täglichen Eindrücke und Bilder nicht mit dem Blog weitergekommen bin.