Straßen – ein paar Beobachtungen
das erste, was mir auffiel, als ich wieder ins Land kam, war, dass die Straßen viel besser in Schuss sind als vor einem Jahr. Das liegt offenbar daran, dass inzwischen die sogar im Deutschen Fernsehn berichteten Präsidentschaftswahlen waren, und die bisherige (und jetzige) Regierung etwas für die Stimmung im Land tuen musste. Ein Auswuchs dabei ist der neue Expressway vom Flughafen in die Stadt, von Chinesen gebaut mit Pagoden als Mautstellen, aber deswegen auch wenig befahren. Ob die chinesischen Kredite dafür jemals zurückgezahlt werden können, halte ich für fraglich.
Dies eine Parallele zur chinesisch-gebauten, normalspurigen (1,435 m) Eisenbahn, mit der ich vor 4 Jahren gefahren bin. Offenbar geht deren Weiterbau nach Kampala/Uganda nicht so richtig weiter. Vielleicht haben die Kenianer die drohende Problematik erkannt und sind dabei, ihre in Kapspur (1,067 m) gebauten, alt-englischen Bahnlinien zu erneuern.
Dagegen ist die Straße, an der Baraka liegt, eine interessante Baustelle. Es wird eine neue Kanalisation (60cm-Rohre) gelegt. Anfangs hatten sie den Aushub auf die Restfahrbahn geworfen, die damit unpassierbar war: geht nicht; dann zur anderen Seite, das heißt in die Hütten und Verkaufsstände, zum Teil bis unters Dach. Das alles in Handarbeit mit Spitzhacke und Schaufel, 2-3 Meter tief; kein einziger Bagger. Dabei zeigt sich, dass der erste Meter von oben Altmüll ist mit unverrottetem Plastik, darunter Felsbrocken und -geröll. Auch hier zeigt sich die Hirarchisierung der (kenianischen) Gesellschaft: wer einen Helm trägt, ist privilegiert. Zwischendurch verwandeln die tropischen Sturzregen das Ganze in eine Schlammwüste.
Der Straßenverkehr und die Fahrweise sind nach wie vor diszipliniert und es wird kaum gehupt (im Gegensatz zu Indien). Die Integration von Schnellstraßenein- und ausfahrten mit Abbiegespuren und Bus-/Kleinbus(Matatu)-Haltestellen auf wenigen hundert Metern finde ich jeden Morgen wieder fasznierend.
Das heißt aber nicht, dass es hier keine Unfälle gibt, was man an den zerblötschten Karosserien sehen kann und leider auch an den zahlreichen Unfallverletzten in der Ambulanz.
Ich versuche mal, demnächst ein paar “Führerstandsmitfahrten” (so heißt das bei den Eisenbahnen) von unserem Weg zur Arbeit einzubauen.