Freitag Nachmittag, die Sprechstunde und damit die (zweite) Woche ist schon vorbei. Wir sitzen mit einer Dose Hunter Bier (nicht schlecht; für 100 Taka = 1,20 €; es gibt alles (!) zu kaufen) auf der Terrasse, gucken bei 28 Grad in den noch spärlich fallenden Regen; heute Nachts soll’s richtig schütten; hören nach dem Angelus-Läuten die Gesänge der Fastenandacht und von der Moschee die wirklich melodischen Wechselgesänge.
Freitag ist hier natürlich “Sonntag” und damit für viele, aber nicht alle, frei. Immerhin hat die Hochhaus-Tiefgründungsbaustelle links neben uns um 5 Uhr aufgehört zu bohren, der Bischof gegenüber hat seine Schotterzerkleinerungsmaschine gestern Abend spät betrieben,
in dem Hochhaus rechts neben uns (das mit dem schiefen Bambusgerüst) wird neuerdings wieder gekloppt. Fast alles ist hier Handarbeit. Wenn die Redakteure von der ‘Sendung mit der Maus’ noch Gelegenheiten suchen, zu zeigen, wie etwas hergestellt oder bearbeitet wird, hier können sie reichlich fündig werden. Ich habe in Chittagong noch keinen Baukran gesehen.
In der relativ kleinen Straße vor uns ist deshalb heute nicht so viel Verkehr, auch weniger Autos, und die Klingeln der Rickshaw-Fahrer klingeln zeitweise richtig konzertant.
Letzten Montag wurden wir von heftigem Regen geweckt; so ein bisschen Vorgeschmack auf die Monsunzeit (Mai – Juli) und mit 20 Grad richtig kalt 😉 Morgen, wo wir eingeladen sind, eine garment factory (die bei uns berüchtigten Schneidereifabriken) zu besichtigen, soll neuer Regen kommen, aber der Wetterbericht nimmt es auch nicht so genau.
Am Mittwoch war – wie alle wissen – Weltfrauentag. Aus diesem Grund gab es im CBC ein Frauentreffen, zu dem wir eingeladen waren. Das CBC (Community based Center) ist neben unserem MCPP (Medical Center for the Poorest of the Poor) eine weitere Einrichtung der Caritas Chittagong für Frauen aus den Slums, in dem es ein Feeding Programm für unternährte Kinder mit Kochanleitung für Mütter, ein Spar- und Mikrokreditprogramm, Aufklärungsunterricht für Jugendliche und Nähkurse gibt. Motto: Women empowerment. Im CBC halten wir einmal pro Woche eine Sprechstunde ab.
Als ‘special guest’ durfte/musste ich auch eine Rede halten. Ich habe mich sehr kurz gefasst und wurde (vielleicht deshalb) beklatscht.
Der Grund, warum wir in der letzten Woche nicht dorthin konnten, war der Tod dieses Jugendlichen bei einer Schießerei vor dem Slum.
Wir sollten uns nicht einbilden, dass uns in Deutschland sowas nicht passieren kann; erinnert sei an den Weihnachtsmarktanschlag in Berlin.
Alltag: eigentlich wollte ich nur ein Tagebuch für unsere Unternehmungen kaufen; mit Komol, unserem Koch, losgelaufen; kam mir endlos lange vor; angekommen bei einem ganzen Häuserblock bis in die 4. Etage voller Schreibwarengeschäfte. Hier sind alle Händler oder Handwerker immer auf einem Drubbel. Ein paar Bilder von unterwegs: